In Ein Zeichen der Zuneigung, der neuen Reihe von Mangaka-Duo suu Morishita, geht es um die gehörlose Studentin Yuki, die trotz der Einschränkungen ein ganz normales Leben führt. In einer Welt, in der die meisten Menschen Sprache und Geräusche ohne Probleme wahrnehmen können, muss Yuki andere Wege finden, sich zu verständigen – so schreibt sie ihre Fragen und Antworten auf dem Handy oder auf Papier auf, benutzt Gebärdensprache bei Personen, die diese verstehen oder liest ihrem Gegenüber von den Lippen ab.
Dieses Thema in bildlicher und schriftlicher Form in einem Manga darzustellen ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung.
Besonders im gerade erschienenen zweiten Band von Ein Zeichen der Zuneigung sind häufiger manche Wörter nicht lesbar: Buchstaben sind enger zusammengezogen, überlappen sich oder sind gespiegelt.
Dieses Stilmittel soll zeigen, dass Yuki eben nicht alles problemlos über das Lippenlesen versteht. Wenn sie das Gesicht ihres Gegenübers nicht richtig sehen kann, derjenige zu schnell oder undeutlich spricht oder Fremdwörter benutzt, kann es zu Lücken in ihrem Verständnis kommen.
Auch im japanischen Original werden diese Verständnisprobleme durch verdrehte Schriftzeichen gezeigt.
Unsere Redakteurin Anne, die den Titel betreut und sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat, hatte dazu folgende Gedanken für die deutsche Übersetzung:
»In unserer deutschen Version laufen die Buchstaben zusammen oder sind gespiegelt. Das ist ein Stilmittel, um das Diffuse noch zu verstärken und nicht den Eindruck zu erwecken, es wären einfache Tippfehler. Es ist meine Vorstellung davon, was im Kopf ankommt, wenn man nicht richtig zugehört hat – ein unentwirrbares Spaghettiknäuel.
Mit einem einfachen Buchstabendreher wäre es also nicht getan. Der Leser würde mehr als Yuki verstehen, weil die Buchstaben für ihn trotzdem richtig dekodiert sind. Wenn der Leser an diesen Stellen aber genau hinschauen und mehrmals lesen muss, und sich das Missverständnis dann immer noch nicht so ganz auflöst, erlebt er auf eine Art das Gleiche wie Yuki und kann sich vielleicht besser in sie hineinversetzen.«
Um diese Missverständnisse möglichst realistisch zu gestalten, wurden die Buchstaben nicht einfach wahllos gespiegelt oder zusammengezogen. Als Beispiel führt Anne Yukis und Itsuomis Unterhaltung auf S. 62 im zweiten Band an:
»Gerade beim Wort »Kommunikation« habe ich sehr lange über das Wie nachgedacht. Dass zum Beispiel »t« und »k«, »m« und »n« in dem Moment, in dem der Schwarm mit einem spricht, undeutlich werden, weil man selbst ganz durch den Wind ist und sich nicht richtig konzentrieren kann. Beim Bearbeiten dieser Szenen habe ich die missverstandenen Sätze mehrmals laut gesprochen und auf meine Lippenbewegungen geachtet, um zu verstehen, welche Form Yuki eventuell falsch ablesen könnte.«
Für suu Morishita war es besonders wichtig, den Lesern die Welt der Gehörlosen näherzubringen, ohne jemanden durch die Darstellung zu verletzen. Sie haben sich durch regen Austausch mit Gehörlosen informiert, Bücher gelesen, Lehrer einer Gehörlosenschule interviewt und selbst etwas Gebärdensprache gelernt, um das Thema im Manga gut einbinden zu können.
Bei unserer Bearbeitung des Titels war es uns wichtig, diese Gedanken mit einzubringen und in die deutsche Darstellung einfließen zu lassen.
Falls ihr mehr über die Hintergründe hinter suu Morishitas Arbeit an Ein Zeichen der Zuneigung erfahren wollt, könnt ihr hier ein Interview mit dem Mangaka-Duo lesen!
Wir hoffen, die Geschichte um Yuki und Itsuomi zieht euch auch weiterhin so sehr in ihren Bann wie uns. Band 03 erscheint voraussichtlich im Juli 2021!