Die Geschichte von Girls Love

Girls Love wird auch als Yuri oder Shojo-Ai bezeichnet, wobei vor allem in Japan der Begriff Yuri vorwiegend von Zeichnern und Fans verwendet wird, während die Verlage sich eher auf Girls Love festlegen.

Der japanische Begriff Yuri bedeutet übersetzt Lilie. Es ist nicht ganz klar, woher genau die Bezeichnung stammt, eine Theorie besagt aber, dass sie in den 70er Jahren durch eine an Frauen gerichtete Kolumne mit dem Titel »Yurizoku no heya« (Das Zimmer des Lilienvolks) in einem Schwulenmagazin entstand und sich von dort in der Zeichnerszene verbreitet hat.

Seinen Ursprung hat das Girls-Love-Genre in der Literatur. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand dort das Genre der Class S, wobei S für »sister«, »shojo« oder auch »sex« stehen kann. Erzählt wurden in der Regel Geschichten über die platonische Liebe zwischen Schülerinnen, die aber durch Schulabschluss, Heirat oder auch Tod einer der Figuren zum Scheitern verurteilt war. Die Geschichten basierten auf der Vorstellung, dass eine gleichgeschlechtliche Liebe unter Mädchen ein normaler Bestandteil ihrer Entwicklung sei.

In den 70ern fand die Girls-Love-Thematik ihren Einzug in die Welt der Manga. Diese Frühwerke orientierten sich stark an der Class-S-Literatur und hatten für gewöhnlich ein tragisches Ende. Vorreiterin des Genres war Ryoko Yamagishi mit ihrem Band Shiroi Heya no Futari (Unser weißes Zimmer). In Deutschland weitaus bekannter ist aber eine andere Pionierin dieser Zeit, Riyoko Ikeda, deren Lady Oscar ab 1995 in ihrer Anime-Adaption die hiesigen Fernseher eroberte. 2003 folgte dann auch der Manga, der unter dem Titel Rosen von Versailles erschien. In den Neunzigern eroberten aber auch weitere lesbische Heldinnen die Animewelt, wie Haruka und Michiru aus Sailor Moon oder Revolutionary Girl Utena.

Ursprünglich richtet sich das Girls-Love-Genre in Japan gezielt an eine weibliche Leserschaft. Mit den 90ern erweiterte es sich aber und wurde explizierter, was auch das männliche Publikum ansprach. In Deutschland verlief die Entwicklung ein wenig anders, denn eine der ersten Girls-Love-Serien, die hier erschien, war Satoshi Urushiharas Chirality 2001, das sich mit seinen freizügigen Darstellungen ganz klar eher an männliche Leser richtete. Erst 2004 folgte dann neben Utena und Lady Oscar mit der Manga- und Light-Novel-Reihe Rosen unter Marias Obhut, die sich mit ihrem Internats-Setting und der unschuldigen Liebe der Protagonistinnen ganz klar an den Class-S-Wurzeln orientiert, ein eher klassischer Vertreter des Genres. Heute ist schwer zu sagen, ob der Anteil der männlichen oder weiblichen Leser überwiegt.